Mama-Unternehmerin, Momboss, Mompreneur: Immer mehr Mütter machen sich selbstständig und gründen ein Unternehmen. Ein eigenes Business bietet viele Vorteile. Doch vorab solltest Du Dir selbst einige Fragen stellen – und beantworten. Denn sich Kopf über in eine Selbstständigkeit zu stürzen, kann gründlich schief gehen.
Eine familiäre Unterbrechung wirkt manchmal wie eine Ideenquelle. Die Elternzeit mit dem Kind sorgt für eine Auszeit, die viele Mütter umdenken lässt. Man merkt plötzlich, dass man sich eine Rückkehr in den alten Job nicht mehr vorstellen bzw. der alte Job so gar nicht mehr zu einem passt. Wenn sich die persönlichen Prioritäten ändern, kann eine Selbstständigkeit die Möglichkeit sein, Familie und Arbeit miteinander zu vereinbaren. Bevor Du loslegst, solltest Du Dir einen guten Plan zurecht legen und Dir Gedanken über wichtige Punkte machen.
1. Deine Geschäftsidee?
Du hast ein besonderes Talent? Besondere Stärken? Eine besondere Idee? Das ist die halbe Miete. Egal ob Du Dich mit einer Dienstleistung selbstständig machen willst oder Start-Up gründen möchtest: Du musst die Expertin für Dein Produkt sein. Und Du bringst Deine ganze Leidenschaft, Deine Persönlichkeit, Dein Können und noch sehr viel mehr ein.
Wenn Dir noch die zündende Idee fehlt: Schreibe einmal auf, was Du kannst und was Du gerne machen möchtest. Dann befrage die Menschen in Deinem persönlichen Umfeld – Familie und Freundinnen – und bitte sie, zusammen mit Dir über eine Idee nachzudenken. Auch ein Brainstorming mit einem professionellen Business-Coach kann helfen, Deine Idee einzugrenzen und zu einem echten Geschäftsmodell zu entwickeln.
Heutzutage gibt es fast nichts, was es noch nicht gibt. Du musst das Rad nicht neu erfinden, aber prüfe auf jeden Fall sehr ausführlich, wie sich andere Anbieterinnen und Anbieter positionieren.
Aber Achtung: Ein Business zu kopieren bringt nichts, da Kundinnen und Kunden eher das Original bevorzugen und eine Kopie selten so gut ist, wie das Original. Vielleicht kannst Du vorhandene Angebote, Produkte oder Dienstleistungen durch Deine einzigartige Idee in veränderter bzw. verbesserter Form anbieten.
Wichtig ist, dass Du Dich mit Deiner Idee 100 prozentig wohl fühlst und Du Dich mit Deiner Idee voll und ganz identifizieren kannst. Sonst kann es schnell passieren, dass Du Dich langweilst oder Dich Deine Selbstständigkeit überfordert.
2. Deine Zielgruppe?
Hast Du einmal überlegt, wer Deine Kundinnen und Kunden sein können? Wen genau sprichst Du an? Wer benötigt Deine Dienstleistung oder Dein Produkt? Wer ist bereit, für Deine Dienstleistung oder Dein Produkt Geld zu bezahlen? Schließe dabei nicht von Dir oder Deinen Freundinnen auf andere!
Eine übliche Aufgabe hierzu ist folgende:
Beschreibe Deine typische Kundin bzw. Deinen typischen Kunden. Beachte hierzu möglichst viele persönliche Faktoren, mindestens aber Alter, Wohnort, Beruf und Interessen. Ein ausführliches Profil einer bestimmten Person nennt man Persona. Und sie ist die Grundlage für die Definition Deiner Zielgruppe.
Dies ist insofern wichtig, als Du Deine Dienstleistung, Dein Produkt oder Geschäft und später die Vermarktung, die Werbung bzw. das Marketing exakt auf Deine Zielgruppe zuschneiden solltest.
3. Dein Geschäftsstandort?
Wenn Du Dein Geschäft nicht vollständig im Internet ansiedeln möchtest und nicht ausschließlich von zu Hause arbeiten willst oder kannst, brauchst Du einen guten Standort für Dein Geschäft, Dein Ladenlokal, Dein Büro oder Deine Werkstatt. Mache eine (kleine) Markt- und Standortanalyse und überprüfe dabei, ob Du mit Deinem Angebot die Einzige in einem gewissen Umkreis bist. Beachte dabei auch, ob die von Dir definierte Zielgruppe in Deiner Nähe zu finden ist.
Die Frage bei Deinem Geschäftsstandort ist auch, wie Du selbst jeden Tag dorthin kommst. Und wie Deine Kundinnen und Kunden dorthin kommen. Gibt es ausreichende Parkplätze für Deine Kundinnen und Kunden? Wie richtest Du Deinen Geschäftsstandort zielgruppengerecht ein? In welchem Umfeld fühlst Du selbst Dich am wohlsten?
Wenn Du ein Ladenlokal eröffnen möchtest: Kannst Du Dir ein Geschäft in der Stadt leisten? Oder bleibst Du doch lieber in Deinem Stadtteil?
Natürlich hängt die Wahl eines Standortes sehr eng mit der Art Deines Business zusammen. Einen Kiosk wirst Du wohl eher nicht im Stadtzentrum direkt neben einem Supermarkt eröffnen. Ein Blumenladen in einem Industriegebiet macht auch nicht viel Sinn. Der Blick auf die Konkurrenz kann Dir auch hier wieder helfen! Schaue Dich in Deiner Stadt, in Deinem Stadtteil, in einem nahe gelegenen Gründerpark um.
Unterstützung bei der Standortfrage bekommst Du bei der Wirtschaftsförderung. Die zuständigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner findest Du unter “Beratung” >> unter “Selbstständigkeit”.
4. Deine Arbeitszeit?
Als Unternehmerin arbeitet man selbst und ständig? Wenn Du meinst, Deine Selbstständigkeit in Teilzeit ausüben zu können, kommt es wieder auf die Art Deines Business an. Viele Mütter, die im Home-Office arbeiten, arbeiten immer dann, wenn die Kinder betreut sind oder schlafen. Wenn Du eine Werkstatt oder ein Geschäft betreiben möchtest, solltest Du Dir Gedanken über die üblichen Geschäftszeiten machen.
Überlege einmal, wann Du einkaufen gehst oder wann Du die Dienstleistung XYZ in Anspruch nehmen möchtest. Mit Blick auf die von Dir definierte Persona ist Deine Arbeitszeit entweder fest definiert oder flexibel zu gestalten.
Gerade am Anfang einer Selbstständigkeit gibt es viel zu tun und Du wirst wahrscheinlich selbst und ständig an Deinem Business arbeiten. Denn bis alles gut läuft, gibt es an verschiedenen Stellen immer irgendetwas zu optimieren.
Überprüfe, ob Du Dein Geschäft mit Deinen aktuellen Kinderbetreuungszeiten vereinbaren kannst. Denn die Vorstellung vieler Mütter, Selbstständigkeit und Kinderbetreuung parallel zu bewältigen, funktioniert nicht: Beides will Deine volle Aufmerksamkeit!
5. Wer hilft Dir?
Wenn Du alles allein bewältigen willst: Herzlichen Glückwunsch! Du bist dann Mutter, Unternehmerin, Erzieherin, Putzfrau, Marketingprofi, Webdesignerin, Social Media Expertin, Sekretärin, Buchhalterin und noch viel mehr.
Frage Dich selbst, wer Dich im privaten Bereich unterstützen kann. Dein Partner? Deine Eltern? Deine Freundinnen? Sie alle sollten nicht nur hinter Dir und Deinem Business stehen, sondern Dich auch im Haushalt und bei der Kinderbetreuung entlasten.
Und wer nimmt Dir den Papierkram ab? Hilft Dir in Steuerfragen? Erstellt Dir eine tolle Homepage und pflegt diese? Wer putzt Dein Geschäft? Auch hier solltest Du einmal überlegen, welche Aufgaben Du an einen Profi abgeben kannst. Dadurch hast Du mehr Zeit für Deine eigentliche Arbeit, für Kundenakquisition, Kundentermine, das Weiterbringen Deines Unternehmens.
6. Kannst Du Dir Dein Business leisten?
Bevor Du startest und Dich ins Abenteuer Selbstständigkeit stürzt, hast Du eine große Rechenaufgabe vor Dir. Manche nennen es Businessplan. Denn es ist wichtig auszurechnen,
- wie viel Dein Business kostet (Miete, Energie, Telefon/Internet, Geschäfts-/Büro-/Werkstattausstattung, Verbrauchsmaterial, Werbung, Versicherungen, Steuerberaterin oder Steuerberater, etc.)
- wie viel Du jeden Monat zum Leben brauchst (Miete, Energie, Verpflegung, Hygiene/Körperpflege, Bekleidung, Telefon/Internet, Versicherungen, Rentenvorsorge, Kinderbetreuung, Bildung und Ausbildung, PKW, Ausgaben für Wohnungsinstandhaltung, Sport, Freizeit, Reisen, etc.)
- wie viel Du einnehmen musst, damit Du die Positionen und 1. und 2. finanzieren kannst.
Diese sechs Fragen sind aber erst der Anfang. Sie sollen zeigen, dass eine Selbstständigkeit immer auch harte Arbeit bedeutet, keinen automatischen finanziellen Erfolg garantiert und vor allem sehr viel Unterstützung benötigt. Wie wir am Anfang allerdings festgestellt haben: Wenn Du eine gute Idee hast, ist das die halbe Miete. Und: Du selbst bist für Deinen Erfolg verantwortlich!
[Text: Silke König | Fotos: Brooke Lark auf unsplash.com, Robot Dean, Shakishan]